So schnell kann es gehen: Am 10.06. unterrichteten wir Euch über das Vorgehen der taz, als Weltpremiere für eine Tageszeitung ihre Ausgaben im iBookstore für das iPad zu einem Downloadpreis von 99 Cent anzubieten.
Schon nach den ersten Ausgaben stellten sich die Probleme ein. Nicht nur dass es für Leser reichlich ungewöhnlich und unpraktisch ist, eine Tageszeitung im Format eines Buches zu lesen, denn wer liest eine Zeitung schon komplett von vorne nach hinten durch und dies mit über 600 Seiten?!
Daran ändert auch die Tatsache nichts, dass die App innerhalb eines Tages auf Platz eins der Downloadcharts gewandert ist. Vermutlich wollten die User einfach mal einen Test wagen, wie sich die digitale Variante der Zeitung auf dem iPad anfühlt.
Aber auch der Anbieter hatte hier mit größeren Problemen zu kämpfen, wie Mathias Broekers heute im taz Blog schreibt:
“Gleichzeitig hatten wir allerdings von Beginn an Probleme, die abends gegen 22 Uhr fertiggestellte neue Ausgabe schnell genug in den Verkauf zu bringen. Es dauerte stets mehrere Tage, bis eine hochgeladene Ausgabe in den virtuellen Bücherregalen gelandet war. Da wir von Apple keine Hilfestellung für dieses Problem bekamen griffen wir zur Selbsthilfe: Wir aktualisierten einfach den Inhalt der schon im Verkauf befindlichen Ausgabe, denn dieses Update ließ sich ohne Zeitverzögerung durchführen. Der kleine Trick hatte allerdings zwei unangenehme Nebeneffekte: in den Metadaten der Ausgabe stand die ganze Zeit über weiter das Datum vom 7.6.2010, obwohl der Inhalt aktualisiert war. Das lösten wir mit einem großen Wasserzeichen auf dem Cover mit dem aktuellen Datum”.
Das eingangs erwähnte Problem, dass eine Zeitung eben nicht für den iBookstore gemacht ist, schien auch Apple zu erkennen. So führt Broekers in seinem Artikel aus:
“Nach mehreren erfolglosen Versuchen der Kontaktaufnahme bekamen wir dann endlich eine Antwort von Apple: man freue sich zwar über unser innovatives Herangehen, eine Tageszeitung als elektronisches Buch zu verkaufen, doch dafür sei der iBookstore nicht gedacht und eine Verkürzung der Zeit zwischen Upload und Verkaufsstellung sei nicht möglich. Unsere Argumente, dass Platz 1 in den Verkaufscharts doch ein großes Interesse der User zeige und man diese Möglichkeiten doch schaffen könne, zogen nicht – und so war gestern der letzte Tag der taz im iBookstore.“
Somit endet dieses innovative “Experiment” der taz vorläufig. Wir können dem Verlag eigentlich nur empfehlen, es entweder mit einer App nach dem Vorbild des Springer-Verlages (iKiosk) zu versuchen, oder eine für das iPad angepasste multimediale taz Ausgabe zu entwickeln, welche das ganze Potenzial des Apple Tablet ausschöpfen kann.
(Quelle: taz-Blog)