Momentan liest man viel über die Arbeitsbedingungen beim Apple-Zulieferer Foxconn. Erst gestern berichteten wir über die ersten Eindrücke der Prüfer der Fair Labor Association, die positiver als erwartet ausfielen. Wie heute bekannt wurde, erhöht Foxconn das Einstiegsgehalt seiner Arbeiter um bis zu 25 %. Dies stellt die dritte Lohnerhöhung seit 2010 dar.
Die Nachrichtenagentur Reuters (engl.) berichtete heute morgen (amerikanischer Zeit), dass die Foxconn Technology Group bekannt gab, die Gehälter beim Einstieg in die Firma um 16-25 % zu erhöhen. Laut dem Bericht bekommen die Arbeiter in Shenzhen in Südchina nun 1800 Yuan im Monat. Nach dem aktuellen Umrechnungskurs sind das etwa 217 Euro. Wenn ein Arbeiter sich einem Technik-Test unterzieht und diesen besteht kann der Lohn auf 2200 Yuan (265 Euro) steigen.
Angeblich lag der Lohn eines Juniorarbeiters vor drei Jahren noch bei 900 Yuan. Foxconn hat in den letzten Jahren den Lohn seiner Arbeiter also mehr als verdoppelt und liegt damit deutlich über dem Durchschnittslohn, der in der Branche üblich ist, und den Vorgaben der chinesischen Regierung.
2010 geriet Foxconn in Kritik, nachdem das Unternehmen Opfer einer Selbstmordwelle unter den Arbeitern wurde, die mit den schlechten Arbeitsbedingungen nicht mehr zurecht kamen. Momentan wird Foxconn von der Fair Labor Association überprüft. Die Untersuchung soll drei Wochen andauern, erste Berichte lassen jedoch verlauten, dass es um die Bedingungen bei der chinesischen Elektronikfirma nicht so schlecht bestellt ist wie ursprünglich angenommen. Allerdings gibt es Stimmen, die die Eindrücke der Fair Labour Association kritisieren. So wird die Effektivität der Untersuchungen unter anderem von Sprechern der Organisationen Change.org und SumOfUs bemängelt.
Auch die New York Times (engl.) äußerte sich kritisch über die ersten Ergebnisse der FLA-Untersuchung. In einem Interview mit der Zeitung sagte Scott Nova, der Präsident des Workers Right Consortium, zu der Untersuchung:
Ich bin sehr erstaunt, dass die FLA einer der Firmen, die seine Mitarbeiter am meisten missbraucht gute Bedingungen bescheinigt – basierend, wie es scheint, lediglich auf einer geführten Tour durch den Besitzer.
Die Objektivität der Untersuchung wird also angezweifelt. Ob dies mit Recht geschieht, kann momentan noch nicht gesagt werden. Vorerst sollte man den endgültigen Bericht abwarten und dann versuchen, diesen kritisch zu hinterfragen und sich ein objektives Urteil zu bilden.
Ob die Lohnerhöhung mit der laufenden Untersuchung in Verbinung steht ist nicht bekannt. Anfangs wurde berichtet, dass Apple die Gehaltserhöhungen bezuschusst. Dies wurde aber nun von Foxconn dementiert.
Die Arbeitsbedingungen bei Foxconn sind schon lange in der Kritik. Ob es helfen wird, den Arbeitern mehr Geld zu geben, ist fraglich. Viel mehr sollte der Konzern sich darauf konzentrieren, den Arbeitern ihren Job angenehmer zu gestalten. Hierfür wären bessere Bedingungen und Abwechslung in der zu verrichtenden Arbeit zielführender als Gehaltserhöhungen.
Weitere Quellen: MacRumors I (engl.), MacRumors II (engl.)
… immer das gleiche. Die Schreiberlinge der Presse können nichts Positives sehen. Sie sind ja auch so kompetent und in chinesischen Verhältnissen kennen sie sich bestens aus, auch wie oft die Arbeit wechselt etc. Ihr wisst gar nichts. Übertragt fleißig deutsche Verhältnisse auf das Ausland. Und labert von schlechten Verhältnissen obwohl eine Kommission etwas anderes feststellt. Es darf eben nicht sein, was ist. Beispiel: 2000 Yuan sind ungefähr 200 Euro, also total wenig. Davon kann man doch gar nicht leben. DAS wird uns suggeriert. Schon mal in China gewesen?
Stimme Dir komplett zu :) Jede Bemühung wird sofort im Keim zu Tode kritisiert…Noch nie in China gewesen aber die eigenen Standards transferieren. Die Welt hat viele Baustellen…
„Hierfür wären bessere Bedingungen und Abwechslung in der zu verrichtenden Arbeit zielführender als Gehaltserhöhungen.“ Ach ja…? Lieber Herr Alex, Sie wissen also ganz genau, was chinesischen Arbeitern wichtiger ist?
Ich glaube eher, die Bedürfnisse der Arbeiter kommen in Ihren Gedankengängen überhaupt nicht vor und Sie wollen lediglich Ihre kruden, sozialromantischen Vorstellungen der Welt auf oktroieren…
„Hierfür wären bessere Bedingungen und Abwechslung in der zu verrichtenden Arbeit zielführender als Gehaltserhöhungen.“ Ach ja…? Lieber Herr Alex, Sie wissen also ganz genau, was chinesischen Arbeitern wichtiger ist?
Ich glaube eher, die Bedürfnisse der Arbeiter kommen in Ihren Gedankengängen überhaupt nicht vor und Sie wollen lediglich Ihre kruden, sozialromantischen Vorstellungen der Welt aufoktroieren…
@ Dietmar:
er hat mit seiner Formulierung vollkommen Recht. Arbeiter bei Foxconn erhalten deutlich mehr Lohn als andere Arbeiter in der Fertigungs-Branche. In einem Bericht, der diese Woche veröffentlicht wurde, wurde darauf hingewiesen, dass nicht die schlechte Bezahlung oder schlechte Behandlung den Arbeitern zu schaffen macht, sondern die Monotonie am Fließband. Diese sei auch daran Schuld, dass es zu Selbstmorden kommt.
In diesem Zusammenhang ist außerdem folgende Infografik, basierend auf Daten von Forbes, durchaus sehenswert: http://9to5mac.files.wordpress.com/2012/01/akxsxe4ciaabeja.png?w=657
Die Gehaltserhöhung kann auch vermutlich schlechte Arbeitsbedingungen nicht ausgleichen. Wenn der Lohn aber über Durchschnitt liegt gibt es wahrscheinlich den ein oder anderen Arbeitnehmer der dafür über schlechtere Arbeitsbedingungen hinweg sieht. Mal abwarten was die Ergebnisse der Ermittlungen bringen.
Liebe Kritiker…
man darf selbstverständlich anderer Meinung sein. Ob man diese dann in Fremdwörtern ausdrücken muss, die man nicht mal richtig schreiben kann, sei mal dahingestellt.
Allerdings muss man sich mal überlegen, dass die Selbstmordwelle, wegen der Foxconn 2010 in der Kritik war, direkt nach einer ähnlichen Gehaltserhöhung passiert ist. Wer da noch behauptet, mehr Geld wäre die Lösung des Problems…bitte.
Wie Thiemo schon sagte: Foxconn bezahlt bereits jetzt deutlich mehr als vergleichbare chinesische Unternehmen. Man kann eben nicht alles mit Geld kompensieren. Das gilt doch in der westlichen Gesellschaft genauso. Nur dass eben die Verhältnisse anders sind.
Im übrigen war ich vor 2 Jahren in China. Schönes Land, allerdings macht mich der Besuch dort jetzt weder kompetenter noch weniger kompetent, was die Frage nach den Arbeitsbedingungen angeht.
Fakt ist, dass die Untersuchungen der FLA in der Kritik steht. Und zwar nicht von „den Schreiberlingen der Presse“, sondern eben auch von anderen Arbeits- und Human-Rights-Organisationen. Es geht darum, sich ein objektives Bild zu verschaffen. Und das ist meiner Meinung nach erst möglich, wenn der offizielle Bericht erscheint. Und den wird man dann auch kritisch hinterfragen dürfen. Oder müssen.
Ich hab im übrigen nie gesagt, man könne in China nicht von 200 € im Monat leben. Im Gegenteil.
Das ist schön :D Gehaltserhöhungen sind doch schön. egal wo!
Das schon ne Hausnummer 25% sollte es mal bei uns geben… WoW wär das geil ! Auch wenn die Realation zueinander unterschiedlich ist :D
Zitat Und in dem Zusammenhang … ↑:
Exakt — In USA wird Obama zum Kommunisten weil er Krankenkassen gegen die Ultra-Rechten einführen will. In Indien sterben die Bauern weil ein Multikonzern wie Monsanto ihnen die Lebensgrundlagen zerstört. Aber dagegen aufzustehen, ist den tollen Aktivisten die hier Apple-Stores blockieren, dann wohl doch zu heiß und unbequem.
Geht’s dem Foxconn Mitarbeiter etwa besser, wenn er für wenige Cent (umgerechnet) in Reiswasser auf den Feldern steht und sich Malaria einfängt für Multilebensmittelkonzerne? Geht es seiner Familie besser, wenn er aufgrund höherer Löhne wegrationalisiert wird? Es gibt immer mehr Feintechnik, die statt der Mitarbeiter die Geräte montieren könnten und für die auch niemand protestieren muss. Wieviele Arbeitsplätze eine solche Automatisation kosten kann, konnte man in Deutschland beobachten. Ob es dem arbeitslosen Chinesen dann besser geht, weil sein ehemaliger Kollege künftig 25 % mehr verdient, während er auf der Straße steht?
Ach ja — und ich bin gespannt auf die vielen Proteste, wenn die Apple Geräte dann teurer werden, weil man hier nur bis zur nächsten angeblich sozialen Ecke denkt, ohne die dortigen Verhältnisse überhaupt zu kennen. Der chinesische Staat geht mit seinen Bürgern nicht mal gut um – selbst Politiker halten sich dabei aber bedeckt — aber Apple als Abnehmer von Chinesischen Produkten und damit sicher nicht primär verantwortlich anprangern, dass ist dann in Ordnung.