Die bereits angekündigte Reportage über das Innenleben des chinesischen Auftragsfertigers Foxconn wurde nun veröffentlicht und darf auf Youtube bewundert werden. Der ABC-Reporter Bill Weir bekommt als erster Redakteur überhaupt, einen Live-Einblick in die Arbeitsbedingungen, die Zustände und das Empfinden der Mitarbeiter vor Ort. Hier geht es zu den englischsprachigen Berichten 1 / 2 (je etwa fünf Minuten).
Ja, der Druck auf den chinesischen Fertiger Foxconn, die Arbeitsbedingungen zu verbessern, stieg in den letzten zwei Jahren immer mehr. Zu Beginn war es ein Massenselbstmord im Jahre 2010, gefolgt von einer Metallstaubexplosion ein Jahr darauf. Doch 2012 scheint man für das Unternehmen, dass neben Apple auch Konzerne wie Dell, Hewlett-Packard, IBM, Nintendo oder Sony bedient, nun beinahe schone eine Lanze brechen zu müssen. Die ersten Eindrücke der FLA brachten Zuversicht für den Bericht im März, und die aktuelle Reportage zeigt Foxconns Welt unerwartet „human“, wenn auch nicht makellos.
Der erste Eindruck des Reporters zeigt sich in seiner Verwunderung über die wenigen befindlichen elektrischen Maschinen. So basiert sehr viel auf Handarbeit bei der Produktion der iDevices: 141 Schritte bis zum iPhone, und 325 bis zum iPad. Einer dieser Schritte ist es, das von einer Maschinen in den Alu-Rücken der iPads gestanzten Apple-Logos nachzukorrigieren. Dies übernimmt Shào Ying, eine zweifache Mutter, die es sich aufgrund ihres Gehalts nur einmal im Monat leisten kann, ihre Kinder zu besuchen, die zwei Busstunden entfernt wohnen. Etwa 1,80 Dollar verdienen die Angestellten pro Stunde, nicht einmal ein Zehntel von dem, was ein US-amerikanischer Handwerker verdienen würde, und das bei einer Arbeitszeit zwischen 60 und 70 Stunden die Woche.
Mit solchen Arbeitszeiten, kann der Schlaf unter Umständen schon einmal fern bleiben, sodass man nach dem Mittagessen noch sehr viele Angestellte in der insgesamt zwei Stunden langen Pause schlafen sehen kann. Dies sei allerdings keine Ausbeutung, sondern eine übliche chinesische Tradition nach dem Essen, versichert ein Foxconn-Executive. Auch könne man mit diesem Lohn keine Familie ernähren, geschweige denn die selbst erstellten Produkte kaufen. Shào beispielsweise darf das erste Mal ein voll funktionsfähiges iPad nutzen. Ihre Augen strahlen. Und eine Familie müsse man auch nur seltenst ernähren können, meint Weir, immerhin sei der Großteil der Angestellten zwischen 17 und 20 Jahre alt, und möchte nur arbeiten. Bewerber gibt es genug. Doch 13-jährige, wie es oft hieß, hab der Reporter nicht gesehen.
Unter Umständen lassen sich diese Bedingungen als typisch in China deklarieren, doch auch wenn nicht, kann Foxconn auch mit einigen Angeboten positiv überraschen: Ein Zimmer im Wohnheim, zum Monatspreis eines Tageslohns; ein Internet-Café; ein Fußballplatz und es wird sogar Englischunterricht angeboten. Die angekündigte Lohnerhöhung von bis zu 25 Prozent, stimme die Angestellten weiterhin positiv. Immerhin ist ohnehin nur die Bezahlung der Grund, warum man hier arbeite. Zusätzliche Angebote interessiere sie kaum.
Zum Schluss fragt ABC-Reporter Weir die Angestellte Shào noch, was die Endkunden denn über sie wissen sollten; denn das ist schließlich der Anlass des Besuches. Hierauf antwortet sie:
Ich will, dass sie mich kennen. Ich will, dass sie wissen, dass wir sehr viel Mühe in dieses Produkt gesteckt haben. Und wenn Sie es benutzen, tun Sie es bitte sorgsam.
Zumindest also die Mitarbeiter scheinen verhältnismäßig zufrieden. Auch wenn bereits wenige Tage vor der Reportage an der Objektivität des Senders gezweifelt wurde (ABC gehört zu Disney, dessen größter Einzelaktionär der Jobs-Clan ist, und dessen Vorstandschef in Apples Aufsichtsrat sitzt), beteuert Bill Weir mehrfach, diese Verstrickungen, die er sehr offen anspricht, hätten keinerlei Einfluss auf die Berichterstattung gehabt. Allerdings war es auch nicht die kritische New York Times, die man die Produktionsstätten inspizieren ließ. Doch Alles in Allem, scheint Foxconn sein Image seit Beginn des Jahres kontinuierlich aufzupolieren zu wollen. Bleibt nun noch der Bericht der FLA im März abzuwarten.
Ich habe den Bericht nicht gesehen. Der Satz „Foxconns Welt unerwartet human“, wie ist das Wort „Human“ zu verstehen? Eigentlich verwendet man das doch im positiven Sinne für eine sehr menschenwürdige Behandlung.
Im Sinne des Textes würde ich das im Vergleich negativ sehen, im Sinne von „sehr humane Maschinen.“ Weil menschliche Maschinen.
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Im 19. und 20. Jahrhundert während der Anfangszeit der Hochzeit der Industrialisierung nutzte man vielerorts, eigentlich überall, Menschen als Maschinen. Und gerne Kinder. Beschäftigte sie zu Hungerlöhnen weil das alles so schön billig und die Unternehmen reich machte. Erste Stunde BWL: Ziel der Unternehmen ist größtmöglicher Gewinn.
Ich würde sagen, Foxconn ist das anschaulichste Beispiel für diese Zeit. Und wenn man so will ist es nicht überraschend das es das noch gibt. Menschliche Finger sind einfach feiner als Roboterhände und bei so viel Miniaturtechnik sind Menschen einfach evolutionär besser ausgestattet.
Und im chinesischen Vergleich ist Foxconn ein Traumarbeitgeber.
Im chinesischen Vergleich kann man wirklich von einer sehr humanen Behandlung der Maschinen sprechen. Im europäischen Vergleich aber natürlich nicht.
Btw, bezweifele ich das an dem Beitrag irgendwas nicht vorgeplant war. Es gibst chinesiche Vorzeigehäuser wo ausländische Journalisten durchgeführt werden um zu zeigen wie doch der Reichtum in der Mitte der Gesellschaft angekommen ist. Auch in diesen Häusern ist nichts echt was nicht tot ist.
Dieser Bericht hört sich laut Artikel genauso an: Alles entfernen was nicht ins Bild passt. Und wo man nicht vollends täuschen kann werden Argumente vorgeschoben und auch mal ein Auge zugedrückt. Das funktionsfähige iPad zu sehen und es mal berühren zu dürfen bleibt sicher der schönste Moment im Leben dieser Frau.
PS
Guter Artikel, gefällt mir.
Der Artikel ist schon gut
Aber was einfach nur bescheuert ist das die die Löhne von einem chinesichen Angestellten und einem Amerikaner vergleichen!!!
Das sind keine verhältnisse!!!
Meiner Meinung nach könnte das iPad auf dem Bild das iPad 3 sein
Dad iPad 2 ist es nicht weis es keine abgerundeten Ecken hat!!
Und nach den iPad 1 sieht es auch nicht aus
Meiner Meinung nach
@ DAMerrick
Ach ja, auch hier ist das Negative wieder etwas weiter ausgefallen. Ich musste hintenraus etwas kürzen. Hab’s nochmal überarbeitet.
Wenn man die Reportage sieht kommt eben auch der visuelle Effekt hinzu, sodass man die ganzen Sicherheits- und Sauberkeitsmaßnahmen sieht, natürlich aber auch beengte Wohnräume etc. Insgesamt aber wirkt es recht hell, und wenn auch nicht für europäische Verhältnisse angemessen, immernoch freundlich.
Vielleicht könnte Vieles davon, wenn nicht sogar alles (aufgrund der genannten Verstrickungen), wirklich gestellt sein. Doch was keiner weiß und beweisen kann, davon lässt sich leider auch nicht berichten. :-( … will ja keiner mit einer Falschmeldung raus.
Bis jetzt lässt sich also sagen, hier im Westen der Welt würden wir dafür nicht aufstehen. Wir haben aber auch nicht deren Lohnniveau, und interessanterweise scheinen die Angestellten recht zufrieden. Wie viel davon Fake ist? Ob überhaupt? Wer weiß das schon?
Ein sehr interessanter Artikel. Wie es scheint geht es mit den Bedingungen bei Foxconn langsam aufwärts.
Das die Arbeiter sich von ihrem Lohn kein iPad leisten können sehe ich nicht so dramatisch. Hierzulande kann sich ein Mitarbeiter in der Automobilbranche auch nicht zwangsläufig das Auto welches er am Band gefertigt hat leisten.
Diese ganze Diskussion und der Versuch die Arbeitsbedingungen besser zu gestalten ist ziemlich sinnlos. Es liegt nicht an Foxconn sondern an China. Derartige Arbeitsbedingungen und noch schlechtere findet man im ganzen Land. Man kann das nicht mit westlichen Standards vergleichen. Außerdem würde die ganze Wirtschaft zusammenbrechen wenn man die Arbeitsbedingungen an die westlichen angleichen würde. Wie man bereits gehört hat liegt die Bezahlung von Foxconn sogar über Durchschnitt, also brauch man nicht mit dem Argument kommen, dass man damit keine Familie ernähren kann.
Nur traurig, dass es Mitarbeiter dort gibt die noch nie das Endprodukt ihrer Arbeit begutachten konnte. Das würde einem doch ein bisschen mehr zeigen wofür man arbeitet auch wenn sie es sich laut Bericht nicht leisten könnten.
Ich glaube auch noch an den Weihnachtsmann…wer noch?