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Amerikanisches Justizministerium plant Klage gegen Apple wegen eBook-Preisstrategien

Die Keynote zur Vorstellung des neuen iPads ist erst ein paar Stunden her und wie erwartet überschlagen sich die Nachrichten über die neueste Generation des Tablets und den Neuerungen, die Apple gemeinsam mit dem Update eingeführt hat. Leider sind das nicht die einzigen Nachrichten, die heute das Licht der öffentlichen Aufmerksamkeit auf Cupertino scheinen lassen. Laut einem Bericht des Wall Street Journals (engl.) plant das amerikanische Justizmministerium eine Kartellklage gegen Apple wegen Absprachen zur Erhöhung der eBook-Preise.

Der Fokus des Justizministeriums richtet sich dabei auf Apples eBook-Preisstrategie, die bereits 2010 vor der Veröffentlichung des iPad 1 festgelegt wurde. Vor dem Start von Apples iBookstore wurden eBooks von den Verlagen zu gut dem halben Preis der Hardcover-Version an die Retailer verkauft. Dies ermöglichte Preise im Endhandel, die deutlich unter den Preisen der „echten“ Bücher lag. Amazon verkaufte Bücher sogar teilweise unter dem Einkaufspreis, was bei den Verlagen die Angst weckte, die Kunden könnten sich an das niedrige Preisniveau gewöhnen.

Als Apple mit den Verlagen in Preisabsprachen ging, schlug der Konzern ein neues Modell vor. Die Verlage verkaufen die eBooks zu einem von ihnen festgelegten Preis, allerdings unter der Bedingung, dass Apple 30 % der Einnahmen erhält (wie auch schon im App Store üblich) und das Buch bei keinem anderen Verkäufer für weniger Geld angeboten werden darf. Dieses Modell gibt Apple einen großen Gewinn aus dem Verkauf der Bücher und erlaubt gleichzeitig den Verlagen, die Preise beliebig festzulegen.

Den Verlagen sagte dieses Modell entsprechend zu, da sie nun mit Apple einen großen Abnehmer im sogenannten „Agency-Modell“ hatten und die anderen Retailer in dieses Modell „zwingen“ konnten. Das Justizministerium sieht in dieser Strategie aber Probleme. Im Wall Street Journal heißt es (selbst übersetzt):

Das Justizministerium glaubt, dass Apple und die Verlage mit der Absicht agiert haben, die Preise in der gesamten eBook-Industrie zu erhöhen und ist darauf vorbereitet, wegen der Verletzung von bundesweiten Kartell-Gesetzen zu klagen.  Die Verlage haben abgestritten, gemeinsam agiert zu haben um die Preise nach oben zu treiben. Sie haben den Ermittlern gesagt, der Wechsel zum Agency-Modell habe die Konkurrenz belebt, indem sie mehr eBook-Retailern erlaubt hat zu gedeihen…

Solche Verträge, wie die die Apple mit den Verlagen abschließt, sind als „most favored nation“-Verträge bekannt. Sie verhindern, dass die Preise irgendwo anders niedriger sind als im Apple iBookstore. Ähnliche Bedingungen haben bereits in der Vergangenheit den Zorn des Justizministeriums innerhalb der Medizinbranche auf  sich gezogen.

Weder Apple noch die beteiligten Verlage waren bisher zu einer Stellungnahme bereit. Allerdings behaupten die Quellen des WSJ, dass die Beteiligten momentan Gespräche führen, um die Angelegenheit außergerichtlich zu klären. Es ist also denkbar, dass es eine entsprechende Klage nie geben wird.

Das Thema ist relativ kompliziert. Sollten noch Unklarheiten herrschen, so beantworte ich entstehende Fragen gerne im Kommentarbereich.

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4 Kommentare

  1. Noch mal zu den “most favored nation”-Verträge, heißt das wenn ein Buch raus kommt und der Preis festgelegt wird, darf Apple in seinem eBookStore das Buch noch etwas billiger machen?

  2. Nein. Das heißt, wenn Apple ein Buch in seinen Store aufnimmt, dann darf es nirgendwo anders günstiger angeboten werden. „Most Favored“ deswegen, weil sich die Preise nach dem Preis in Apples Store richten.
    Natürlich kann es passieren, dass andere Retailer sich entschließen, das Buch für einen HÖHEREN Preis anzubieten. Dies ist innerhalb der Vertragsbedingungen problemlos möglich…

  3. Nein das heißt, dass wenn ein Buch Verlag z.B. bei Apple ein Buch für 10€ verkauft, darf der Buch Verlag das Buch nicht für 9€ bei Amazon verkaufen.

  4. Käse… wenn das so ist dann nur weil die Verlage Apple die ganze Zeit die Ohren voll heulen. Was man auch von der Musik Industrie alle Nase lang hört.