Apple ist am heutigen Freitag kurz vor Feierabend noch ein kleiner Fehler passiert: für kurze Zeit war eine aktualisierte iCloud-Webseite unter der bekannten Domain iCloud.com sichtbar, welche neue Funktionen für Apples Online-Dienst verriet. iCloud hat im vergangenen Herbst MobileMe als Apples drahtlose Schnittstelle zwischen den verschiedenen Geräten abgelöst. Dank iCloud können Apple-User nun Kontakte, Kalender, E-Mails, Notizen, Erinnerungen, Musik und vieles mehr zwischen ihren iPhones, iPods, iPads oder Macs synchron halten. Der Dienst erwies sich als deutlich stabiler als der Vorgänger MobileMe und auch der kostenlose Basisumfang sorgte dafür, dass Apple erst im letzten Monat 125 Millionen Nutzer vermelden konnte.
Zudem hat Apple unter developer.icloud.com eine Webseite eröffnet, die registrierten Entwicklern in Zukunft wahrscheinlich bessere Möglichkeiten zur Dateiverwaltung geben wird. Die Seite ist inzwischen wieder offline.
Neuerungen für iCloud
Der kurze Blick auf die neue Webseite brachte zwar nur wenige Neuerungen zu Tage, zeigt jedoch eindeutig die Richtung, in die es gehen wird. Zu den bisher verfügbaren Apps Mail, Kontakte, Kalender, Mein iPhone finden sowie iWork gesellten sich nun die von iOS bekannten Apps Erinnerungen und Notizen. Sowohl Erinnerungen als auch Notizen werden bereits jetzt dank iCloud zwischen den verschiedenen Geräten synchronisiert, in dem Online-Interface abrufen konnte man sie bisher allerdings nicht. Diese beiden Apps werden noch in diesem Sommer ihre Premiere auf dem Mac feiern, wenn Apple voraussichtlich im Juni oder Juli OS X 10.8 „Mountain Lion“ veröffentlicht. Wahrscheinlich ist, dass Apple dann auch auf iCloud.com die beiden Apps frei schaltet.
Damit wird iCloud.com ein ziemlich vollwertiges Online-Tool für die Verwaltung aller persönlicher Daten. Sollten in absehbarer Zukunft noch Photostream und iTunes in der Cloud als Browser-Apps hinzugefügt werden, könnte man auf beinahe jedem Rechner weltweit auf einen Großteil seiner Daten zugreifen, eine Internetverbindung vorausgesetzt. Die Anordnung der Apps orientiert sich deutlich an der Darstellung auf dem iPad, was die Idee von einem eigenen Online-Betriebssystem noch verstärkt.
Das Logo des Erinnerungen-App findet man noch hier online. Interessanterweise führt der Dateipfad des Logos in einen Ordner, der „CloudOS“ benannt ist. OS steht hier für Operating System, also Betriebssystem und könnte die Theorie oben unterstützen.
Apple wahrscheinlich ab iOS 6 mit eigenen Kartendaten
Zudem präsentierte der renommierte US-Blog 9to5mac heute Vormittag Gerüchte, nach denen Apple sich ab iOS 6 von Google als Lieferant für das Kartenmaterial in iOS verabschieden wird. Dieser Wechsel auf einen eigenen Service deutete sich in der Vergangenheit bereits mehrfach an. Mit iOS 5 hat Apple angefangen Verkehrsdaten zu sammeln, was man in den Systemeinstellungen der Ortungsdiensten sehen kann. Verdächtig war zudem der Kauf der Firma C3 im vergangenen Herbst, der Apple mit einer beeindruckenden Technik zur Erstellung und Präsentation von 3D-Karten befähigen könnte. Auch um eine Funktion, die der von Google Street View ähnelt, kümmert sich C3 nach Aussagen des Blogs.
Als iPhoto, Apples Bildbearbeitungssoftware, im März für iOS erschien, war die Aufregung groß, da Apple erstmals keine Kartendaten von Google präsentiert. Stattdessen setzt man hier auf etwas älteres Material der Open-Source-Karten von OpenStreetMap. Diese sind inzwischen beinahe so vollständig wie die Datenbanken von Google, sind jedoch aktueller und regelmäßig gepflegt. OpenStreetMap könnte sich also als gute Grundlage für Apple herausstellen, die Kartendaten des Kontrahenten Google zu ersetzen.
iOS 6 wird zur WWDC im Juni vorgestellt
Da das natürlich alles noch nicht offiziell bestätigt ist, muss man die Aussagen mit Vorsicht genießen. Lange muss man auf eine Bestätigung seitens Apple aber nicht mehr warten. Schon in genau einem Monat, am 11. Juni, wird Apple auf seiner Entwicklerkonferenz WWDC in üblicher Manier die neueste Iteration seines mobilen Betriebssystems iOS vorstellen. Spätestens dann dürfte Klarheit darüber herrschen, wer in Zukunft die Kartendaten liefert und was iCloud, Siri und andere Dienste im Jahr 2012 dazu lernen werden.