Die Electronic Frontier Foundation (EFF) sieht sich selbst als eine Art Watchdog im IT-Business. Regelmäßig spricht sie große Technologieunternehmen an, wenn deren Vorgehen negative Konsequenzen für die Benutzer haben kann. Die Bewertung erfolgt dabei natürlich rein subjektiv. Unter ihrem Slogan „defending your rights in the digital world“ (Verteidigung Ihrer Rechte in der digitalen Welt) hat die EFF auch Apple das ein oder andere Mal zum Ziel ihrer Aufforderungen gemacht. In einem aktuellen Post (engl.) ist das Thema nun die Geschlossenheit des mobilen Betriebssystems iOS und die Anpassung des Desktop-Systems Mac OS X.
Die Mauern rund um iOS
Die EFF bezeichnet iOS als „wunderschönes Kristallgefängnis“ und setzt sich dafür ein, dem User mehr Kontrolle über das OS zu geben. Statt dem Nutzer mit dem Argument die Mündigkeit über sein Betriebssystem zu nehmen sollte Apple mehr Freiheiten geben. In dem Post heißt es:
Apple changed the way we think about mobile computing with the iPhone, but they have also lead the charge in creating restrictive computers and restrictive marketplaces for software. You may have purchased an iPad, but unless you’ve exploited a vulnerability in iOS to jailbreak it, there are many things you cannot install on it. The App Store has thousands of apps to choose from, but your choices are limited to apps that both Apple has approved, and which can function without ”root” or “administrator” privileges.
Zwar habe Apple die Art geändert, wie wir über mobile Geräte denken, es habe aber auch eine Vorreiterrolle, wenn es um das Erschaffen von Restriktionen im Betriebssystem und in der Software geht.
Die EFF sieht im Kauf eines Gerätes (sei es ein Smartphone, ein Desktop-Computer oder ein Laptop) folgende Rechte inbegriffen:
- Die Möglichkeit, beliebige Software zu installieren
- Zugriff auf das System auf dem Administrator-/root-Level
- Die Möglichkeit, das verwendete OS frei zu wählen
- Getrennte Garantien für Hard- und Software
iOS in Verbindung mit dem App Store greife empfindlich in diese Rechte ein und degradiere den User zu einem Gefangenen im eigenen System.
Apples Mitbegründer Steve Wozniak selber sprach sich kürzlich selbst dafür aus, dass Apple die Schranken um iOS verringern solle, um Power-Usern (wie ihm selbst) den Zugang auf die root-Ebene des Betriebssystems zu ermöglichen. Die Spannungen zwischen den Bedürfnissen einiger professionellen User und Apples Philosophie sind nicht neu. Ihr stärkster Ausdruck ist wohl die Jailbreak-Community, die kontinuierlich daran arbeitet, den Usern die Möglichkeit zu geben, die Schranken von iOS einzureißen.
OS X wird folgen
In den Augen der EFF zeigt auch Apples Desktop-Betriebssystem Mac OS X bedenkliche Entwicklungen in diese Richtung. Mit dem Mac App Store führte Apple eine Plattform ein, mittels der auch der Zugang von Apps für Mac OS X regelmentiert werden kann. Zwar ist es immer noch möglich, Apps direkt aus dem Internet zu laden und zu installieren, aber Pessimisten sehen diese Möglichkeit in Zukunft vom Tisch fallen. Mit Gatekeeper wird Apple in der nächsten Version von OS X eine Funktion einbauen, die es dem Nutzer ermöglicht, dem System nur noch Zugriff auf Apps aus dem Mac App Store zu gestatten. Manch einer sieht darin einen ersten Schritt in die Richtung der Schließung der Schranken von OS X, ähnlich wie es bei iOS der Fall ist.
Apple wird seine Philosophie nicht ändern
Auch wenn die Forderungen der EFF durchaus nachvollziehbar sind, ändert dies nichts an der Tatsache, dass Apple seine äußerst erfolgreiche Philosophie nicht ändern wird. Schließlich darf man nicht vergessen, dass Apple seinen Kunden etwas bietet: Hardware, die perfekt auf die auf ihr laufende Software abgestimmt ist – und andersrum. Zwar hat der User vor allem in iOS wenig Eingriffmöglichkeiten, aber seien wir mal ehrlich: Der durchschnittliche Nutzer würde mit diesen Möglichkeiten wohl eher mehr Schaden als Nutzen anrichten.
Wer ein iPhone erwirbt, entscheidet sich bewusst für ein restriktives System, das aber nahezu perfekt funktioniert. Den Gedanken, dass Apple mit OS X ähnliche Ziele verfolgt, halte ich für übertrieben. Zwar ist OS X ebenfalls bereits recht restriktiv (vor allem für den User, der sich nicht wirklich auskennt), aber für professionelle User bietet es mehr als genug Eingriffsmöglichkeiten. Dies wird sich denke ich auch nicht ändern, da eine Bevormundung von den Käufern und Nutzern vollwertiger Computer nicht so schnell hingenommen werden würde wie von den Nutzern von Smartphones. Für mich jedenfalls wäre ein Mac OS X mit iOS-ähnlichen Beschränkungen das Ende meiner Zeit mit mobilen Computern aus Cupertino.
Letztlich darf man auch nicht vergessen, dass der User die Entscheidung für die Restriktivität von iOS mit dem Kauf bewusst trifft. Schließlich ist die Thematik nicht neu.
Quellen: CultofMac(engl.), ITNews (engl.)
… bleibt auch festzustellen, dass ein restriktives System auch Vorteile bietet, die in dem Artikel überhaupt keine Rolle spielen. Ein Stichwort wären die Gefahren von Viren, Würmern und Co oder auch die Nichtzulassung von Software, die den Grundsätzen einer Apple-GUi nicht genügen oder Daten vom User sammeln und zum Entwickler senden. Dies dürfte mit Sicherheit auch der EFF bekannt sein. Nur erregt man eben damit nicht das Aufsehen der Leserschaft, getreu dem Motto: Nur eine schlechte Nachricht ist eine gute (für das Medienunternehmen).
Dies sollte durchaus in der Formulierung „mehr Schaden als Nutzen“ mitschweben. Der erfahrene User wäre durchaus fähig, sein System virenfrei zu halten. Das GUI-Argument finde ich eher ungenügend, schließlich kann der User auch gut selber entscheiden, ob ihm ein GUI gefällt oder nicht. Sieht eine App auf meinem Mac scheiße aus, dann verschwindet sie recht schnell wieder…
Mir gehts eher darum, dass die ultimative Mündigkeit des Users doch in der Kaufentscheidung zu finden ist. Ich weiß von vornerein, worauf ich mich einlasse. Wenn ich das was mir geboten wird nicht mag, möge ich es eben nicht kaufen.
Keineswegs wollte ich den Anschein erwecken, ich würde die Schranken für iOS ablehnen…
Als letztes bleibt zu erwähnen, dass im Grunde sowohl gute als auch „schlechte“ Nachrichten (was auch immer das in dem Zusammenhang auch sein soll) recht guten, gleichwertigen Absatz unter unseren Lesern finden.
Manche gehen wohl auch in ein Möbelhaus und beschweren sich das es den hübschen Glas-Schreibtisch nur in Klar- und Milchglas gibt, sie aber gern zu 80%getöntes Glas in Dunkelviolett mit sonnenblumengelbem eingeätzten Adern haben möchten.
Wenn ich ein iDevice kaufe weiß ich auf was ich mich einlasse und ich weiß warum ich mir eben ein solches kaufe und nicht irgendein Android-Gerät das in manchen Dingen vielleicht sogar überlegen ist. Die Wahl habe ich beim Kauf.