Der Microblogging-Dienst Twitter erfreut sich großer Beliebtheit. Dementsprechend hoch ist auch die Anzahl der Twitter-Clients für OS X und iOS. Neben dem offiziellen Client von Twitter – der sinnigerweise Twitter heißt – gibt es eine ganze Menge Clients von Drittanbietern, so zum Beispiel Tweetbot, Twitterific oder Tweetcaster. Sie alle haben eines gemeinsam: Sie müssen auf Twitters API (application programming interface) zugreifen. Gestern veröffentlichte Twitter das API 1.1, das bei den Entwicklern von Dritt-Clients nicht unbedingt auf Gegenliebe stößt.
Was hat sich verändert?
Twitters Michael Sippey gab im Twitter-Developer-Blog Auskunft über die Veränderungen. Die folgenden Punkte haben sich mit dem API 1.1 verändert:
- ständige Authentifikation nötig: Bisher muss sich nicht jede App, die auf das API zugreift authentifizieren. Besonders auf den öffentlichen Teil sind anonyme Zugriffe möglich, bei denen Twitter dann nur die IP-Adresse bekannt ist. Mit der Version 1.1 muss sich jede App, die auf das API zugreift authentifizieren.
- neues Limit für Zugriffe: Durfte eine App bisher 350 Mal pro Stunde auf das API zugreifen, wurde das Limit nun auf 60 Zugriffe pro Stunde gesenkt.
- Display Guidelines werden zu Display Requirements: Waren die Entwickler von Twitter-Clients bisher relativ frei im Design ihrer Apps, so müssen sie sich nun an bestimmte Richtlinien halten. Über das Grafikinterface muss mit einem Click ein Retweet oder eine Antwort möglich sein. Außerdem müssen Usernamen zu den Profilen verlinkt sein.
- Auf mobilen Geräten vorinstallierte Twitter-Apps müssen nun von Twitter genehmigt werden.
- Anwenderzahl: Von nun an müssen Entwickler eine spezielle Genehmigung von Twitter einholen, wenn ihr Client 100.000 Nutzer übersteigt. Für Clients, die bereits mehr als 100.000 Nutzer haben gilt ein Limit von 200.000 Nutzern. Dies ist wohl der Punkt, der den Entwicklern am meisten missfällt.
Die Entwickler haben 6 Monate, um das neue API in ihre Apps zu integrieren. Nach Ablauf dieser Zeit wird das API 1.0 abgeschaltet.
Gefahr für Twitter-Clients?
Das Ziel des neuen API liegt auf der Hand: Twitter möchte mehr Kontrolle über die Zugriffe auf den Blogging-Service. Besonders mit der Genehmigungspflicht hat Twitter die Möglichkeit, besonders erfolgreiche Konkurrenten für den hauseigenen Client aus dem Rennen zu werfen. Inwieweit Twitter von dieser Möglichkeit Gebrauch machen wird werden wir sehen. Aber allein dass das Unternehmen sich diese Möglichkeit offen hält hinterlässt einen bitteren Beigeschmack.
(via MacLife)