Apple ist bekannt dafür, besonders rigoros auf Erotik und Nacktheit innerhalb von iOS-Apps zu reagieren. Einst wurde eine eReader-Software aus dem App Store verbannt, weil man mit ihr unter anderem Zugriff auf das indische Kamasutra hatte. Steve Jobs sagte mal, er wäre stolz darauf, dass der App Store frei von Pornographie sei und dies auch seinen Usern garantiere. Unter Berufung auf diese Richtlinien hat es nun mal wieder eine App erwischt: Seit Dienstag ist die App des Foto-Sharing-Dienstes 500px nicht mehr im App Store verfügbar. Außerdem hat Apple die App ISO500, die kürzlich von 500px gekauft wurde, ebenfalls aus dem Angebot entfernt.
Zugriff auf Aktbilder möglich
Die beiden Apps kommen zusammen auf knapp eine Millionen Downloads, wobei die 500px-App bei etwas unter einer Millionen Downloads liegt, während ISO500 bisher ca. 200.000 Mal runtergeladen wurde. Die Kollegen von TechCrunch führten ein Gespräch mit dem COO von 500px, Evgeny Tchebotarev. Dieser erklärte, dass das Apple Review Team kürzlich ein Update der 500px-App abgelehnt hatte. Als Grund wurde die Möglichkeit genannt, mit der Bildersuche der App auf Nacktfotos zugreifen zu können. Dies trifft zwar bedingt zu, aber laut Aussage Tchebotarevs haben die Entwickler von 500px bewusst einige Hürden eingebaut, bevor man auf Nacktbilder zugreifen kann. 500px hat als Standard-Einstellung einen „Safe Search Modus“ integriert, der den Zugriff auf die Nacktbilder nicht ermöglicht. Dieser Modus kann nicht etwa innerhalb der App deaktiviert werden, sondern nur über die normale 500px-Webseite.
Tchebotarev erklärte, dass man Kindern oder unbedarften Nutzern den Zugriff auf diese Bilder erschweren wollte und auch verhindern wollte, dass man zufällig auf sie stoße. Dennoch sollte der Zugriff für diejenigen User, die reif genug sind, derartige Bilder zu sehen und diese auch sehen wollen ermöglicht werden. Zudem seien die Nacktfotos nicht pornografischer, sondern ausschließlich künstlerischer Natur. Rein pornografische Fotos ohne künstlerische Natur werden angeblich von 500px gelöscht, allerdings nur, wenn ein User die „Melden-Funktion“ der Webseite oder App benutzt.
Parallel arbeite 500px an einer Technologie, die es ermöglichen soll, Nacktfotos automatisch zu erkennen und diese aus der Suche zu entfernen. Damit wäre man dann nicht mehr auf die Kategorisierung durch die User angewiesen und könnte eine noch kinderfreundliche Nutzung ermöglichen.
Zudem prangerte Tchebotarev an, dass die App 16 Monate ohne Beanstandung im App Store erhältlich gewesen sei. Erst im November habe es ein großes Update mit deutlicher Verbesserung des UI gegeben, aber weder dieses noch das aktuelle Update haben es leichter gemacht, auf Nacktbilder zuzugreifen. Die Entscheidung von Apple wirkt also etwas willkürlich, vor allem wenn man bedenkt, dass Services wie Flickr und Tumblr ebenfalls auf Moderation durch die User angewiesen sind und den Zugriff auf künstlerische Nacktfotos ermöglichen.
Vorwurf der Kinderpornografie
Ganz anders liest sich jedoch die Pressemitteilung, die Apple bezüglich der 500px App veröffentlichte:
The app was removed from the App Store for featuring pornographic images and material, a clear violation of our guidelines. We also received customer complaints about possible child pornography. We’ve asked the developer to put safeguards in place to prevent pornographic images and material in their app.
Nicht nur hätten die Apps Zugriff auf pornografisches Material ermöglicht und damit eindeutig gegen die Nutzungsbedingungen des App Stores verstoßen, es habe sogar vereinzelt Beschwerden wegen möglicher Kinderpornografie gegeben. Aus diesem Grund wurden die App aus dem App Store entfernt und der Entwickler gebeten, sie zu überarbeiten. Vor allem der Vorwurf der Kinderpornografie wiegt natürlich schwer.
Laut 500px werden in naher Zukunft überarbeitete Versionen beider Apps eingereicht. Es bleibt zu hoffen, dass die Entwickler die Vorwürfe der Kinderpornografie aus dem Weg räumen können und sich diese als haltlos erweisen. In dem Fall dürften wir beide Apps bald wieder im App Store wiederfinden.
(via TUAW)
Um dem zu erwartenden Kommentar zuvorzukommen: Ja, ich weiß, dass wir das Thema gestern schon hatten. Leider fiel mir das erst nach dem Veröffentlichen des Artikels auf…