Anfang 2012 war es endlich soweit: Der Musikstreamingdienst Spotify kam auch nach Deutschland. Mit Spotify könnt ihr Musik kostenfrei auf den PC oder Mac streamen. Dabei sind zahllose Songs verfügbar, die Wiedergabe wird lediglich zwischen einzelnen Songs von regelmäßiger Werbung gestört. Diese kann man abschalten, wenn man sich für eines der kostenpflichtigen Spotify-Abos entscheidet. Wer im Besitz eines Spotify-Premiumaccounts ist, der kann auch mit dem Smartphone oder Tablet auf den Spotify-Katalog zugreifen. Nun wurde bekannt, dass Spotify sich scheinbar in Lizenzverhandlungen befindet, um das Streamen auf mobile Geräte auch innerhalb des kostenfreien Angebots möglich zu machen.
Die Verhandlungen laufen bereits
Glaubt man den Kollegen von The Verge, dann führt Spotify bereits Gespräche mit Warner Music. Die Labels Sony und Universal sollen sich innerhalb dieser Woche ebenfalls mit dem Streamingdienst an einen Tisch setzen, um über neue Lizenzen zu verhandeln. Die Verhandlungen mit den drei großen Labels wird wohl den Kurs für Gespräche mit den kleinen Labels setzen.
Erreicht werden sollen Lizenzen, die es Spotify ermöglichen, das gleiche Angebot wie auf dem PC oder Mac auch auf mobilen Geräten anzubieten. Sprich die kostenfreie Wiedergabe in relativ geringer Qualität, die von Werbung unterbrochen wird. Um die Werbung loszuwerden, müsste man auch weiterhin auf die Abos zurückgreifen. Außerdem sollen die Lizenzgebühren insgesamt neu verhandelt werden.
Geschäftsmodell weiterhin nicht etabliert
Spotify hat einen immensen Erfolg in den letzten Jahren aufzuweisen und hat inzwischen 20 Millionen Nutzer weltweit, von denen 5 Millionen ein kostenpflichtiges Abo in Anspruch nehmen. Allerdings bleibt das Geschäftsmodell weiterhin fragwürdig. Der Quelle von The Verge zufolge gehen allein 70 Prozent von Spotifys Einnahmen für Lizenzgebühren drauf. 20 Prozent fließen in die Akquisition von neuen Kunden. Damit verbleiben nur noch 10 Prozent, um die laufenden Kosten zu decken. Laut der Quelle, die sich dabei auf Insiderinformationen beruft, frisst diese Verteilung nahezu die kompletten Einnahmen von Spotify, es bleibt also kaum Gewinn übrig.
Auf der anderen Seite gibt es immer wieder Beschwerden von Künstlern über die geringen Tantiemen, die Spotify zahlt. Diese fallen deutlich geringer aus als bei anderen Musik-Services wie Beispielsweise iTunes. Mehrere internationale Künstler, darunter Coldplay, Adele und Taylor Swift haben die Zusammenarbeit mit Spotify aus diesen Gründen anfangs komplett verweigert. Die meisten dieser Künstler sind inzwischen aber doch auf Spotify zu finden.
Vieles spricht dafür, dass Streaming die Zukunft der Musikindustrie ist, wenn es um Online-Angebote geht. Zwar ist Apple mit iTunes weiterhin an der Spitze, wenn es um die Online-Distribution von Musik geht, aber insgesamt gehen die Downloadzahlen weiter zurück und können schon länger nicht mehr die ebenfalls rückgängigen CD-Verkäufe auffangen. Abo-Streamingdienste sind bei den Labels beliebt, da sie ein vorhersehbares, weil stetiges, Einkommen schaffen. Von daher liegt der Ausbau von Streamingdiensten im Sinne der Labels, Spotify befindet sich also in einer starken Verhandlungsposition. Außerdem gelingt es Spotify in manchen Ländern, 20 Prozent der User zu zahlenden Abo-Nutzern zu konvertieren.
Auch wenn es unsicher ist, wie erfolgreich Spotify in den Verhandlungen sein wird, so scheint es sicher, dass die Teilnehmer nicht ohne einen Deal vom Verhandlungstisch aufstehen werden.