Die Debatte rund um Apples Steuerpraxis nimmt in den USA immer mehr an Fahrt auf. Vergangene Woche musste CEO Tim Cook sich vor dem ständigen Untersuchungsausschuss des US-Kongress verantworten. Mehrere US-amerikanische Senatoren vertreten die Meinung, dass Apples Steuerpraxis nahezu einem Betrug an den USA gleichkomme.Apple hingegen unterbreitete im Gegenzug einen Vorschlag zur Modernisierung des Steuersystems. Nun bekommt Apple auch Unterstützung aus der Politik. Na gut. Ex-Politik.
Schützenhilfe von einem Republikaner
Wer da Partei für Apple ergreift, ist John E. Sununu, der für eine Amtszeit Senator für den Bundesstaat New Hampshire war. Inzwischen schreibt er eine Kolumne in der überregionalen Zeitung Boston Globe. In der Ausgabe zum Memorial Day, also am gestrigen Montag, nahm Sununu in seiner Kolumne Bezug auf Apple und die Steuerdebatte. In einem Satz zusammengefasst kritisiert er die Mitglieder des Untersuchungsausschusses, weil sie sich Apple als einzelne Firma herausgepickt haben, obwohl das Unternehmen sich mit seiner Steuerpraxis innerhalb der Grenzen des Gesetzes bewegt.
Nochmal kurz zur Erinnerung: Wenn Apple seine beachtlichen Cash-Reserven aus dem Ausland in die USA zurückbringen wollen würde, dann wäre darauf eine Steuer von 35 Prozent zu zahlen. Was diese Spezielle Steuerart angeht, so ist der amerikanische Steuersatz einer der höchsten der Welt. Dies ist auch der Grund für die dramatischen Revisionsvorschläge, die Tim Cook dem Ausschuss unterbreitet hat.
Sununu zollte Tim Cook nebenbei auch viel Respekt für seinen Auftritt vor dem Ausschuss. In seinem Beitrag heißt es:
Making the case for his company's decisions, Cook came off far better than the average witness on Capitol Hill. Perhaps it's easier to be blunt when you employ 60,000 workers in the United States, but lines like ‚we pay all the taxes we owe — every single dollar‘ set the tone from the start. In public and private sector alike, a defensive posture makes people think you have something to hide. Cook's confidence contrasted dramatically with IRS managers pleading the Fifth before Congress the very next day.
Tim Cook bestach vor allem durch sein sicheres Auftreten. Dieses wurde wohl nicht unwesentlich durch die Tatsache unterstützt, dass Apple 60 000 Arbeiter in den USA beschäftigt.
Der Hauptaugenmerk in der Debatte solle laut Sununu nicht auf Apple liegen, sondern auf dem amerikanischen Kongress, der das Steuerrecht in den USA zu verantworten hat und schon seit Jahren nicht an die Belange großer Unternehmen angepasst hat. Er merkt an, dass auch Unternehmen wie Yahoo und Google es auf ähnliche Weise wie Apple vermeiden, in den USA Steuern zu zahlen. Manche gehen sogar noch weiter und bilden Holding-Gesellschaften in der Karibik, um so Steuern zu sparen. Die entsprechenden gesetzlichen Möglichkeiten wurden durch den Kongress zu schaffen. Es ist also an diesem, auch eine Lösung für das Problem zu finden.
Apple erhielt übrigens auch direkt in der Anhörung Schützenhilfe von einem US-Senator. Und zwar von Senator Rand Paul, der in der Anhörung seine Kollegen dafür kritisierte, eine große amerikanische Erfolgsstory ins negative Rampenlicht zu ziehen. Wörtlich sagte er zu seinen Kollegen:
We should have brought in here today a giant mirror, so that we can look at the reflection of Congress, because this problem is created by the awful tax code.
(via Apple Insider)
Der Mann hat recht! Punkt!