Täuscht der Eindruck oder werden iPhones nach jedem großen Update immer langsamer? Was man schon immer „im Gefühl“ hatte, wurde nun in einem Video anschaulich dokumentiert am Beispiel des iPhone 4s (2011). Wie alle anderen neu eingeführten iPhones auch (außer 5c) war das 4s seinerzeit das schnellste verfügbare iPhone – aber davon ist nicht mehr viel übrig.
Geplante Obsoleszenz ist in aller Munde und bedeutet im Grunde genommen, dass der Hersteller mutwillig versucht, etwas so zu konstruieren, dass es nach einer gewissen Zeit unbrauchbar wird, damit der Kunde ein neues Modell kauft. Im Rahmen von iOS-Updates wird häufig diskutiert, ob das auch bei iPhones zutrifft, da sie zumindest gefühlt immer langsamer werden.
Ist Produktpflege etwas Schlechtes?
Zunächst einmal sollte man bei der Diskussion betrachten, dass iPhones überdurchschnittlich lange mit Updates versorgt werden. Nach einem halben Jahr haben dreiviertel aller iPhones, die den App Store besuchen, bereits die neueste Version aufgespielt. Das ist für viele Beteiligten eine gute Sache – App-Entwickler müssen weniger Workarounds für ältere iOS-Versionen finden, die Sicherheit ist auf allen Geräten gleichermaßen ausgeprägt und man bekommt die meisten neuen Features auch dann, wenn man nicht das neueste Gerät hat. Insofern ist die lange Pflege von Geräten an sich eine gute Sache. Beispiel: Wer sich 2011 das iPad 2 gekauft hat, bekommt noch heute iOS 9 und kann damit alle Apps verwenden, die dafür gemacht sind (exkl. Hardwarelimitierungen) – d.h. man kann ein fünf Jahre altes Tablet noch mit aktueller Software verwenden.
Sind langsame Updates Manipulation?
Das Problem bei der Sache ist nur, dass das Betriebssystem seinerzeit auf das Gerät zugeschnitten war, denn 2011 hatten iPad 2 und iPhone 4s die schnellste verfügbare Hardware. Das hat sich in der Zwischenzeit geändert. Benchmarks zeigen, dass neue Prozessoren deutlich schneller sind und auch Arbeitsspeicher gibt es inzwischen viel mehr als früher. Dennoch hat sich Apple entschieden, Geräte wie iPad 2 und iPhone 4s weiterhin mit Updates zu versorgen, auch wenn das die Geräte langsamer machen wird. Hier kann man nun streiten, ob das unter Manipulation fällt, um dem Kunden subtil zu empfehlen, sich mal ein neueres Modell anzuschaffen oder eher unter Gutmütigkeit, da das Gerät von Software-Seite her nicht unbrauchbar wird. Am iPad der 1. Generation, das nur iOS 5 bekommen hat, kann man sehen, was gemeint ist: „Neuere“ Apps laufen allenfalls halbherzig und neigen zum Absturz und aktuelle Versionen werden nicht einmal mehr angeboten, da sie iOS 7, 8 oder sogar 9 voraussetzen.
iOS-Updates machen iPhones langsamer
Auf dem YouTube-Kanal „EverythingApplePro“ gibt es ein Video zu sehen, das fünf iPhone 4s gegenüberstellt und mit jeweils einem Vertreter einer iOS-Generation betreibt. Es beginnt mit iOS 5, dem Betriebssystem, mit dem das 4s ausgeliefert wurde und geht bis zu iOS 9. In dem Video werden verschiedene Disziplinen getestet, unter anderem die Zeit für das Hochfahren, für App-Starts und die Browser-Performance. Es ist gut zu sehen, dass vor allem ab iOS 7 die Performance ziemlich leidet.
Verschleißerscheinungen
Ganz fair ist der Test jedoch nicht, denn die Begründung dafür, dass iOS 9 langsamer läuft als iOS 5 wird vor allem darin gesucht, dass iOS selbst immer schwerfälliger geworden ist, was aber nur die halbe Wahrheit ist. Beispielsweise hat die Zeitmessung für den Start des iPhones fast gar keine Aussagekraft, denn sie ist davon abhängig, wie schnell vom Flash-Speicher gelesen werden kann. Dieser verschleißt mit der Zeit und gerade die Geräte mit den neueren Versionen dürften viele Updates (iOS und Apps) sowie sonstige Schreibvorgänge mitgenommen haben, entsprechend kann man davon ausgehen, dass der Festspeicher eine deutliche Alterungsstufe erreicht hat. Auch der Browser-Test ist nicht 100% objektiv, da frühere Versionen von iOS Webseiten anders gerendert haben. Früher lud Safari die Inhalte und zeigte sie an, wie sie ankamen. Neuere Versionen sind hingegen versucht, die Seite fertig gerendert am Stück anzuzeigen. Beim Test mit Reddit wird das deutlich, da neuere Versionen nichts mehr nachladen, während iOS 5 und 6 noch Bilder anzeigen müssen.
Keine Entschuldigung
Das soll natürlich keine Begründung oder Entschuldigung dafür sein, dass neue iOS-Versionen auf alten Geräten langsamer sind. Immerhin bekommen sie dadurch auch neue Features und müssen entsprechend mehr Ballast tragen. Außerdem ist die Hardware seinerzeit viel langsamer gewesen als heute.
Ob man das allerdings Apple vorwerfen oder sie dafür loben soll, muss jeder für sich selbst entscheiden…
Ich wäre dafür, das man immer zur letzten Haupversion downgraden kann.
Max bis zu der Version wo für das Gerät erstmalig programmiert wurde.
Dann wäre auch ein iphone 4 wieder brauchbar, nur halt mit weniger Funktionen.
Das iphone 4 könnte man somit downgraden bis IOS 4.
Vergleich Baby und Erwachsener ist genau das selbe. Das Ergebnis ist vorher schon bekannt.
@Gast22
Der Anlass für den Artikel war auch weniger, *dass* neuere Versionen langsamer sind, sondern das Video, in dem man auch sieht um wie viel. Und halt der Versuch einer Erklärung.
Dachte, vielleicht könnte man mal darüber diskutieren, ob es besser ist, Features zu bekommen und dafür Performance wegzugeben oder auf Features zu verzichten. Ich meine, für Apple wäre es auch billiger, ältere Modelle einfach links liegen zu lassen…
Der Artikel, den ich schon hundertmal an anderer Stelle und zu anderen Zeiten lass, ist subtil und reisserisch aufgebaut. Die Eingangsfrage wird zwar anfangs beleuchtet, die Zulässigkeit derselben jedoch am Ende in Frage gestellt. Zumindest liefert der Artikel eine gute, schlüssige Erklärung für das Langsamerwerden, nicht die Boshaftigkeit von Apple ist der Grund, sondern der technische Fortschritt. Zwei himmelweit untereschiedliche Ansätze. Entsprechend hätte der Titel ausfallen können und nicht die Irre leiten sollen.