Dasjenige Musik-Format, das die Musikindustrie umgekrempelt hat, ist nun Geschichte – zumindest aus Sicht des Herstellers. Das Fraunhofer Institut wird weder De- noch Encoder des MP3-Formats lizenzieren. Die Begründung ist, dass der Nachfolger, AAC, mittlerweile weit verbreitet und technisch überlegen ist.
MP3 war eine Revolution
Man kann wohl mit Fug und Recht sagen, dass MP3 die digitale Musikwelt revolutioniert hat. Eine Klangqualität, die an jene einer Audio-CD heranreicht, wurde transportabel. Das wurde damit erreicht, dass Töne, die ohnehin nicht wahrnehmbar sind, einfach nicht gespeichert wurden. Eine Bitrate von 128 kbps genügte schon, sodass die meisten Hörer keinen Unterschied zu einer Audio-CD mehr wahrnehmen konnten.
Das machte das Format besonders in Zeiten langsamer Internetverbindungen und knappen Speicherplätzen sehr populär – zum Ärger der Musikindustrie. Denn ein typisches Musikstück war nur noch knapp 3 MB groß und so etwas wie einen Kopierschutz gab es nicht, entsprechend erfreute sich MP3 bei Piraten großer Beliebtheit. Dazu beigetragen hat auch, dass der Decoder kostenlos war.
Das Fraunhofer Institut hat nun angekündigt (via), nichts mehr mit MP3 zu tun haben zu wollen. De- und Encoder werden nicht mehr lizenziert und die Entwicklung wurde ebenfalls schon lange eingestellt. Das bedeutet aber nicht, dass das Format alsbald verschwinden wird: Es gibt zahlreiche Encoder, die nicht oder nicht direkt von Fraunhofer entwickelt wurden (z.B. LAME) und Lizenzen, die bereits ausgestellt wurden, bleiben gültig.
Fraunhofer erklärt den Schritt damit, dass AAC, entwickelt als Nachfolger von MP3, das bessere Format sei, das bei geringerer Bitrate bessere Ergebnisse erzielt. Zudem sei AAC mittlerweile weit genug verbreitet. Auch Apple verwendet AAC im iTunes Store und für Apple Music. Was Fraunhofer dezent verschweigt, ist, dass die beteiligten Patente abgelaufen sind, weshalb eine Lizenzierung auch nicht mehr wirklich sinnvoll ist.