Zwei Striche. Ein Punkt. Ein Tischtennisspiel. Das war Pong. 1972 kam dieses berühmte Atari-Spiel heraus, das heute als eins der ersten Videospiele der Welt gilt. Vergleicht man es mit heutigen Spielen, liegen in Bereichen wie Technik und Grafik Welten zwischen den Games. „Doom“ kam erstmals 1993 heraus und Doom 2016 wurde nicht einmal 25 später veröffentlicht. Wiederum sind die Unterschiede extrem. Was das bedeutet? Die Game-Technologie entwickelt sich rasant. Immer weiter. Immer schneller. Wohin führt die Reise? Welche Trends werden die Gamebranche 2020 beherrschen: Kann da bereits jetzt Vorhersagen treffen? Um es kurz zu machen: Ja. Kann man! Es ist nur nicht sicher, ob sie auch eintreffen.
Cloud-Gaming: Zugriff von fast überall
So richtig in die Gänge gekommen, ist Cloud-Gaming bisher nicht. Das belegt eine Umfrage, deren Ergebnisse im Juni 2019 veröffentlicht wurden und die von Ipsos MORI im Auftrag von Gamesindustry.biz in mehreren Ländern durchgeführt wurde. Der Anteil derjenigen, die sich für Cloud-Gaming interessiert haben, lag laut Studie – bezogen auf alle untersuchten Länder – bei nur etwa 15 Prozent. Noch niedriger war der Anteil mit zehn Prozent in Deutschland.
Trotz der bisher niedrigen Akzeptanz dürften die Vorteile dieser Art des Spielens bei den Games in der Cloud demnächst für einen Aufwärtstrend sorgen. Beim Gaming in der Cloud wird der Gamer viel unabhängiger von eigener Hardware. Er benötigt also nicht unbedingt den Top-Gaming-PC, um neueste Spiele problemlos zu spielen. Zudem sind die Spiele in der Cloud überall mit verschiedensten Geräten (PC, Tablet, Smartphone …) für ihn verfügbar.
Auch Bitkom erkennt das große Potenzial der Cloud-Games. „5G wird diesen vergleichsweise neuen Markt ganz sicher weiter beflügeln“, schreibt der Branchenverband im Artikel „Mobil und flexibel: Die Gaming-Trends 2019“ vom August 2019. Anlass der Pressemitteilung war eine repräsentative Umfrage unter 1.224 Bundesbürgern ab einem Alter von 16 Jahren. 528 der Befragten waren Gamer.
Krypto-Games: Willkommen in der Blockchain
Krypto-Games nutzen die Blockchain beispielsweise dafür, von Spielern gesammelte Items dauerhaft zu speichern. Dadurch kann der Gamer sie in mehreren Spielen einsetzen. Bekannt wurde die Blockchain ursprünglich als Möglichkeit der dezentralen Buchführung, die die Transaktionen mit Kryptowährungen dokumentiert. Zu den bisher bekanntesten Krypto-Games gehört das im November 2017 veröffentlichte CryptoKitties. In diesem Spiel können die Spieler Katzen kaufen, sie miteinander kreuzen und die so entstehenden Katzen wieder verkaufen. Wer welche Katze kauft und verkauft, wird in der Blockchain festgehalten.
Krypto-Games können die Bindung von Gamern an einen Game-Produzenten stärken. Der Hersteller kann es Gamern durch die Blockchain ermöglichen, einmal in einem Spiel erworbene Items auch in anderen seiner Spiele zu nutzen. Zudem können auf der Blockchain basierende Kryptowährungen natürlich für Zahlvorgänge bei In-App-Käufen nützlich sein. Ein bekannter Videogame-Publisher, der die Blockchain einsetzen will, ist Ubisoft aus Frankreich.
Laut Aussagen in einem Artikel auf BTC-Echo.de (Juni 2019) möchte das Unternehmen die Ethereum-Blockchain für In-Game-Käufe in seinen Games nutzen. Ubisoft ist Produzent oder Vertriebsunternehmen von so bekannten Spielreihen wie „Anno“ und „Assassin’s Creed“. Und nicht zuletzt die Initiative von Ubisoft beweist, dass KryptoGames in der Lage sein könnten, der Gamesbranche wichtige Impulse zu verleihen. Ob der Durchbruch bereits 2020 geschieht? Das bleibt indes abzuwarten.
Playstation, Xbox, egal … Cross-Platform-Play
Cross-Platform-Play ist kein ganz neuer Trend, aber einer der bei einer Reihe von Games noch kein Standard ist. 2020 dürfte Cross-Platform-Play aber weiter an Bedeutung gewinnen. Gemeint ist das Spielen über verschiedene Gerätemarken hinweg, also etwa ein gemeinsames Spielen von Playstation- und Xbox-Besitzern.
Beim 2019 herausgekommenen „Call of Duty: Modern Warfare” können zum Beispiel Besitzers eines PCs, einer Xbox One und einer Playstation 4 zusammen spielen. Der Aufstieg von Cross-Platform-Gaming und von Hyper-Casual-Games führte dazu, „dass bereits 74 Prozent aller Verbraucherausgaben im App-Store von Spielen generiert werden“. Das berichtete Lead-Digital.de im Juni 2019 auf Basis der Studie „State of Mobile Games“. Zu den cross-play-fähigen Games gehören bisher beispielsweise Dauntless, Rocket League und Fortnite, berichtete PC-Magazin.de im Februar 2019.
Und noch mehr Trends
Weitere Gaming-Trends 2020 sind laut einer auf Business2community.com veröffentlichten dci Infografik wettbewerbsorientierte Mobile-Games für mehrere Spieler, Augmented-Reality-Gaming sowie ein weiteres Wachstum bei den Hyper-Casual-Games. Moderne Gaming-Trends dürften letztlich alle Arten von Games weiterentwickeln: Adventures, Sportspiele, Tower-Defence-Games, virtuelle Slot-Spiele sowie Ego-Shooter und Jump 'n‘ Runs.
Am Ende bleibt aber eine wichtige Frage: Ist es bereits 2020 soweit? Jeder der hier vorgestellten Trends besitzt das Potenzial, die Gaming-Branche nachhaltig zu verändern. Das ist sicher. Nicht sicher ist dagegen, ob die jeweiligen Trends ihr Potenzial tatsächlich bereits 2020 entfalten. Die digitale Welt hat bereits mehrfach gezeigt, dass potenzielle Megatrends sich erst einmal als Hype erwiesen haben, bevor sie tatsächlich deutliche Veränderungen initiiert haben. Das kann auch bei der Gaming-Industrie geschehen. 2020 weiß man mehr.