Es wird immer deutlicher: Apple sieht Augmented Reality als eines der ganz großen Themen der Zukunft. Nachdem die Gerüchteküche bereits jahrelang brodelt, beschreiben nun nicht mehr nur erste Patente mögliche AR-Produkte. Das neue iPad Pro zeigt mit seinem LIDAR-Modul auch, dass Apple sich bereits heute bei der Technologie vorwagt. Wird Augmented Reality der nächste große Umsatzbringer für Apple? Und wie könnten Entwickler und Kunden davon profitieren?
Vielversprechender Markt
Eines ist klar: Virtual Reality und Augmented Reality gehören zu den vielversprechendsten Technologie-Märkten weltweit. Der Umsatz mit Virtual Reality lag im vergangenen Jahr bei rund 9,6 Milliarden US-Dollar und soll bis 2021 Prognosen zufolge auf 19 Milliarden Dollar ansteigen. Und dort ist noch lange nicht Schluss: Denn die verwandte Augmented Reality Technik, bei der die Nutzer nicht in eine virtuelle Welt abtauchen, sondern bei der Informationen aus der Realität mit zusätzlichen Anzeigen vermischt werden, steckt aktuell noch in den Kinderschuhen. Genau hier möchte Apple ansetzen und die Grenzen von Fiktion und Realität verschwimmen lassen. Ein potenzieller Billionen-Markt, der die in der Entwicklung befindlichen „Apple Glasses“ zum nächsten Hit-Produkt des Konzerns machen könnte.
Die Technik ist bereit
Nun ist ein neues Patent aufgetaucht, welches vermutlich tieferen Einblick in Apples Pläne gibt. Das Patent beschreibt ein Gerät, mit dem die Blickrichtung des Nutzers erfasst werden kann und welches es ermöglicht, die reale Umgebung mit dem AR-Inhalt zu überlagern. So könnte eine zusätzliche „Schicht“ über die Realität gelegt werden, und das Erlebnis ließe sich später per Videoaufzeichnung auch mit anderen Menschen teilen. Experten sind sich sicher: Eine große AR-Offensive von Apple wird kommen – die Frage ist nur, wann es endlich so weit sein wird.
Denn die Technik muss stimmen: Mit der Apple Watch gehörte das von Steve Jobs gegründete Unternehmen zwar zu den Vorreitern am Smartwatch-Markt, dennoch sah man der ersten Apple Watch Serie an, dass sie technologisch noch in den Kinderschuhen steckte. Ein krasser Gegensatz zu heute, wo Techniken wie Micro LED Bildschirm durchaus möglich erscheinen. Während Bildschirme und mobile CPUs nun gut genug sein dürften, um eine gutaussehende AR-Brille zu ermöglichen – denn die Optik wird bei einem solchen Gegenstand entscheidend für die Kunden sein – ist mit dem neuen 5G-Netzwerk auch ein weiterer Baustein endlich bereit. Dank 5G wird das Internet rund 100-mal schneller werden, als es das heutzutage mit LTE ist.
Viele Einsatzgebiete
Sehr gut für Apple: Die potenziellen Einsatzgebiete von VR und AR sind beinahe grenzenlos. Ob im Maschinenbau, bei Operationen, bei virtuellen Stadtführungen oder einer ganz neuen Welle an Social Media Funktionen – das Verschwimmen von Realität und Fiktion ist vielversprechend.
Videospiele sind selbstverständlich ein gewaltiger potenzieller Markt, was man an Headsets wie dem PSVR oder auch Oculus Rift bereits sehen kann. Und dank Apples Ökosystem, das 2019 bereits einen Umsatz von 519 Milliarden Dollar generieren konnte, dürfte es für die Firma kein Problem geben, auf diesen Zug aufzuspringen. Ähnlich kann auch Online-Entertainment von AR profitieren. Über Social Media Spiele mit weit entfernten Nutzern spielen, die dann an den heimischen Wohnzimmertisch projiziert werden? Mit AR vermutlich bald kein Problem mehr. Auch Internet-Casinospiele werden von der Technik profitieren. Bereits heute bieten etablierte Betreiber Angebote wie Live Casino per Webcam an. In diesen können Spieler in Echtzeit mit Croupiers und Mitspielern interagieren. Die Erfahrung im Live Casino kommt daher den landbasierten Glücksspielstätten sehr nahe. Mit AR-Unterstützung könnte man sich das Casino realitätsnah in die eigenen vier Wände holen.
Und wie bereits erwähnt, sollten auch die wirtschaftlichen Einsatzmöglichkeiten von AR nicht unterschätzt werden: Apples Brillen könnten Ingenieuren dabei helfen, komplexe Maschinen noch schneller zu reparieren. Oder Ärzte dabei unterstützen, immer genau die richtigen Schnitte und Bewegungen bei Operationen auszuführen. Bereits heute werden rund 4 Milliarden Dollar jährlich mit minimalinvasiver Chirurgie umgesetzt. Apple hat gelernt, seine Produkte nicht zu teuer zu machen: Nachdem der Konzern in der Vergangenheit für hohe Preise kritisiert wurde, kann man das neue iPhone SE beispielsweise bereits für unter 500 Euro erwerben.
Das Produkt entscheidet
Klar ist aber auch: Apples Spezialität ist es gerade, Anwendungen für Produkte und Technologien zu finden, welche die meisten potenziellen Kunden zunächst nicht einmal für möglich gehalten hätten. Als Apple den ersten iPod vorstellte und dafür winzige 1,8-Zoll-Festplatten verbaute, staunten Experten und Presse nicht schlecht. Ebenso beim iPhone, das mit seiner Multitouch-Technologie im Jahr 2007 die Anwesenden in spontane Jubelstürme ausbrechen ließ. Und auch die Apple Watch war deutlich mehr als nur ein Fitness-Tracker und konnte sich gerade auch beim Thema Gesundheit einen Namen machen: Aufgrund dieser Tatsachen hat die Apple Watch laut Analysten inzwischen die Marke von 100 Millionen Verkäufen geknackt und ist mit rund 50 Prozent Marktanteil klarer Marktführer – ein gewaltiger Wert, der lediglich noch vom hauseigenen iPhone übertrumpft wird.
Fazit
Augmented Reality ist Apples Zukunft. Daran lässt der Konzern aus Kalifornien inzwischen keinen Zweifel mehr. Nachdem Apple jahrelang warten musste, bis die Technologie reif war, wird man nun in Zukunft den Angriff auf diesen neuen Markt starten. Und die Gewinne könnten enorm sein – nicht nur für Apple, sondern auch für die Kunden, die womöglich bald vor einer weiteren Revolution stehen. Wird Apples AR-Brille so groß wie das iPhone? Nur die Zeit kann dies zeigen. Aber die Chancen stehen zumindest gut.