Dass es einen weiteren Performance-Test zum MacBook Pro 2021 benötigt, behauptet wohl niemand. Zu viele Reviews sind auf YouTube und in Schriftform bereits publiziert worden. Ich möchte meine Erfahrungen mit dem „neuen“ MacBook Pro M1 deshalb in Empfehlungen zum Line-up sowie den Neuerungen zum Design und sonstige Erfahrungen gießen.
Ich habe in den letzten zehn Jahren tatsächlich sechs MacBooks im Alltag zum Arbeiten verwendet. Aus diesem Grund mute mir zu, gewisse Vergleiche anstellen zu können, die vielleicht manchen Interessenten weiterhelfen. Gearbeitet habe ich seit 2012 mit dem MacBook Pro 2012 (15 Zoll), dem MacBook Pro 2016 (15 Zoll), dem 12-Zoll-MacBook 2017, dem MacBook Pro 2019 sowie dem MacBook Air M1 aus 2020. Letztes Jahr ist das neue MacBook mit M1 Pro in der 14-Zoll-Ausführung mit 32 GB RAM, 1 TB SSD und dem Basis-M1 Pro bei mir gelandet. Mehr zu Testzwecken als aus Überzeugung, dass ich dessen Leistung für meine Text-, Audio- und Videoproduktionen benötigen würde.
Ich vertrete in diesem Test also den Amateur-Pro, der keine 8K-Filme rendert und auch mit der Fotografie kein Geld verdient. Indessen bin ich Liebhaber neuer Technik und verdiene jeden Cent meiner beruflichen Tätigkeiten mit dem Gerät, auf dem ich tippe. Ich schneide Podcasts, erstelle Grafiken für meine Werbeagentur und schreibe öfters mehrere Tausend Wörter am Tag. 4K-Videoschnitt kommt vor, indessen nicht oft.
All das verlangt kein MacBook Pro. Allerdings arbeite ich aus Flexibilität nur am Laptop und möchte hier das größte und hellste Display im kleinsten Formfaktor, mit der besten Tastatur und der besten Akkulaufzeit, die ich finden kann. Deshalb fand ich das MacBook Pro 2021 sofort interessant. Das größere und hellere Display nebst ähnlich guter Laufzeit wie im Air klangen verlockend.
Was kann es also im Alltag?
Bevor wir zu meinen Einschätzungen hinsichtlich Apples Line-up kommen, die ich weiter unten niedergeschrieben habe, führe ich gerne meine Erfahrungen mit diesem Gerät aus. Was kann das Display wirklich, wie lange hält es durch, ist es zu schwer und vor allem: ist es wirklich so schnell?
Design: Vergleich mit alten MacBook Pros & Air
Das neue Design ist genial. Jene, die ein zu schweres oder klobiges Gerät fürchten, kann ich beruhigen. Das 14-Zoll-Gerät ist leicht genug, um es jeden Tag auf dem Rücken herumzutragen und handlich genug, um es überall verstauen zu können. Ich nehme die faktisch enorme Gewichts- und Größenzunahme im Vergleich zu meinem MacBook Air nach einigen Wochen gar nicht mehr wahr.
Die neuen heiligen Anschlüsse indessen habe ich kein einziges Mal verwendet, dazu bin ich wohl nicht Pro genug. Und noch etwas fiel auf: MagSafe stellt für mich überhaupt keinen Mehrwert dar. Ich habe mich so sehr an USB-C als Universal-Stecker gewöhnt, dass ich MagSafe allenfalls als Gimmick betrachte, das mir nun per grün und orange den Ladezustand vermitteln kann. Den Schutz durch MagSafe vor heruntergerissenen Laptops wegen Stolpern übers Kabel habe ich ohnehin nie verstehen. Vielleicht hatte ich aber auch einfach Glück bislang.
Auf die Lautsprecher und das Mikrofon bin ich in meinem Ersteindruck im Apfelplausch schon genauer eingegangen. Nur so viel: Beide enttäuschten mich als „Semi-Pro“, sodass ich mir kaum ausmalen möchte, wie echte Pros darüber denken. Beide taugen nicht einmal für meine kleinen Podcast-Produktionen. Weder zur Aufnahme noch zum Bewerten des Materials.
Und jetzt noch das Display: Es ist der Wahnsinn. Vergleichbar ist der damalige Wechsel vom iPhone 7 auf das iPhone X. So ähnlich verhält es sich auch, wenn man sich später wieder an ein „altes“ MacBook setzt. Vergesst die Notch. Sie fällt schon am Abend nach dem Auspacken nicht mehr auf. Das Display ist wirklich spürbar heller als alle MacBook, die ich vorher benutzt habe. Nicht nur ein bisschen heller, deutlich heller! Die 120Hz sind kein Weltwunder, geben einem im Alltag jedoch das Gefühl, das Gerät wäre so flüssig wie es nur sein kann. Und tatsächlich macht sich mini-LED mit nahezu perfekten Schwarzwerten und tollen Farben dahingehend bemerkbar, dass Arbeiten und auch nur bloßes Surfen einfach viel mehr Spaß macht.
Der Vollständigkeit halber erwähne ich auch das weggefallene Display. Ich trauere der Touchbar nach. Sie verlieh dem alten Pro einen Wow-Faktor. Dass sie sinnlos und oftmals langsamer in der Eingabe war, ist jedoch auch ein Fakt. Letztendlich hat Apple hier wohl die richtige Entscheidung getroffen, die eigene Unfähigkeit einer intelligenten Weiterentwicklung aber definitiv unterstrichen. Während andere Laptops riesige Touchscreens und Pencil-Unterstützung bieten, traut sich Apple nicht einmal mehr, seine damals groß angekündigte Touchbar auszubauen.
Performance
Tja, was soll ich sagen. Natürlich ist das Gerät eine Maschine. Im Alltag spürt man mit 32 GB RAM und M1 Pro jedoch keinerlei Unterschied zu 16 GB RAM und dem M1 im MacBook Air. Wer einen solchen zu erkennen vermag, ist eher dem Placeboeffekt verfallen. Und ja, mit Alltag meine ich Surfen mit 20 Tabs, etlichen geöffneten Programmen und allen möglichen Hintergrundprozessen. All das lief auf dem Air genauso. Das heißt, dass wohl mindestens 90 % der Leser und Leserinnen dieses Textes super zufrieden sein werden mit allen anderen MacBooks und deren Leistung.
Natürlich spielt das neue Pro seine Karten aus beim Export von 4K-Videos oder beim Rendern von großen Podcasts. Das merke ich. Wer darauf jedoch echten Wert legt oder gar damit sein Geld verdient, wird ohnehin genau wissen, dass sein künftiger Rechner ein MacBook Pro sein wird. Alle anderen sollten sich das Geld sparen, wenn sie sich mehr Leistung erhoffen.
Noch ein Wort zum Arbeitsspeicher: Mein RAM im MacBook Air war so gut wie immer gefüllt. Ich dachte also, mit der Wahl von 32 GB mit dem Pro wäre ich auf der sicheren Seite. Das bin ich auch, aber auch die 32 GB sind fast immer gefüllt. Das RAM-Management von macOS ist – wie Apple selber übrigens in Support-Dokumenten schreibt – darauf ausgelegt, den RAM zu füllen. Dies passiert auch, wenn ihr 64 GB wählt. So sind eben mehr Daten direkt abrufbar. Ich würde also in jedem Fall zu mehr RAM greifen anstelle eines besseren Chips, sollte hier Zweifel bei der Wahl herrschen. Das dient auch der Akkulaufzeit, wie der nächste Absatz zeigt.
Akkulaufzeit
Die Akkulaufzeit ist zu meiner großen Überraschung nicht merklich schlechter als im Air. Das sage ich nun nach 3 Monaten Dauereinsatz. Und das trotz des großen und super hellen Displays. Ein Blick in meine Batterie-Einstellungen verrät, dass ich rund 10 Stunden mit einer Akkuladung durchkomme. Das sind fantastische Werte, die in etwa doppelt so hoch sind wie noch mit dem MacBook Pro 2019, jedoch auch 10 bis 20 % schlechter als mit dem MacBook Air mit M1-Chip.
Zu erwähnen wäre hier, dass ich mit dem Basis-Prozessor auch die langlebigste Variante besitze und Kollegen mit besseren Prozessoren von deutlich kürzeren Laufzeiten berichten. Wenn ihr also ohnehin die Performance nicht ausloten könnt, dann wählt besser keinen maximierten Chip. Das spart Geld und Strom.
Webcam
Nicht vergessen sollte man in Zeiten des Zoom-Call die Webcam. Und diese ist wirklich deutlich besser als in allen Vorgänger-Pros. Das MacBook Air damals war schon ein Zwischenschritt und Gott sei dank müssen sich Mac-User jetzt nicht mehr schämen. Doch ist das wirklich so? Zumindest hat man dieses Gefühl, da man sich selbst wirklich deutlich schärfer sieht. Wie das beim Gegenüber indessen ankommt hängt an eurer Internetverbindung und tatsächlich würde ich behaupten, dass man in den meisten Fällen als Videokonferenzteilnehmer auf der anderen Seite keinen Unterschied erkennen kann zu einem alten MacBook.
Apple hat eine Lücke im Line-up
Ich habe an diesem Review drei Monate lang geschrieben, weil ich meine Erkenntnisse immer wieder über den Haufen geworfen habe. Ich wollte herausfinden, für wen dieses MacBook wirklich gedacht ist. Klar für Pros. Aber auch für andere? Sollte man sich auch als Semi-Pro ranwagen? Zuletzt fühlte ich mich jedoch in meiner Einschätzung relativ sicher: Apple hat eine Lücke im Line-up.
Denn so sehr ich mein MacBook Pro auch liebe, mir fällt im gleichen Atemzug auf: eigentlich brauche ich den größten und teuersten Teil des Gerätes gar nicht: Seine unglaubliche Leistung. Trotzdem möchte ich das Display, die Anschlüsse und die 14 Zoll nicht mehr missen. Und ich weiß von vielen Kollegen, dass es ihnen genauso geht.
Mein MacBook Air kommt mir mittlerweile altbacken vor und nicht mehr so „modern“. Das perfekte Gerät wäre für mich also ein dünnes, 14-Zoll großes MacBook ohne Lüfter, mit der Performance eines Mix aus Air und Pro und einem Preisschild, das ohne Aufnahme von Hypotheken zu bezahlen ist. Bei aller Liebe: Man kann das Pro keinem Otto Normalverbraucher mit einem Alltag zwischen Google Docs und Safari empfehlen.
Die 1000-Euro-Lücke
Zwischen dem MacBook Air und dem MacBook Pro klafft eine immense Preislücke von mindestens 1000 Euro. Diese schreckt den Otto Normalverbraucher zum Glück davon ab, sich das MacBook Pro zu kaufen, von dem er allenfalls das Display ausnutzen können wird. Dass Normalos so aber keine dünnen Displayränder und schicke 14-Zoll-Displays bekommen, ist gleichsam schade wie schwach im Vergleich zur Konkurrenz.
Früher lag der Unterschied zwischen MacBook Air und Pro vor allem in der Leistung. Das sagt auch schon der Name. Vielleicht gab es mal 100 nits mehr Displayhelligkeit und 2 Anschlüsse mehr. Heute indessen sind es Design, Größe, Anschlüsse, Displayhelligkeit, Displayart, Bildwiederholrate, Lautsprecher, Mikrofon und Leistung, die grundlegend anders sind. Apple sollte hier baldmöglichst einen Ausgleich bei jenen Komponenten schaffen, die auch für Normalos zählen.
Das aktuelle MacBook Air sieht dem von Steve Jobs 2008 präsentierten Gerät leider noch erschreckend ähnlich. Das mag zwar für Jobs sprechen, nicht aber für Apples Bemühungen, sein Air-Modell mit der Aufmerksamkeit zu pflegen, die es verdient hätte. Zu lange wurde das Retina-Display hinausgezögert und ich hoffe, dass wir dieses Jahr mit der Einführung des in den Gerüchten vermuteten, neuen MacBook Airs auch wirklich den Nachfolger sehen und kein Zwischenmodell, etwa eine Art MacBook Air Premium.
Nun liegt es an Apple: Möchte man auch künftig Studenten und Otto-Normalverbrauchern ein modernes Laptop mit Wow-Faktor präsentieren? Oder überlässt man dieses Feld den Ultrabook-Herstellern mit Touchscreen der Konkurrenz sowie den Mac-Käufern mit großem Geldbeutel?
Mit dem M1-Chip hat sich Apple eine komfortable Situation geschaffen, die auch altbackene Rechner modern wirken lassen und ich hoffe, man wird sich darauf nicht ausruhen.
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